The Gibb River Road!!!

Dienstag morgen  gehts dann los. Noch die letzten Reste bei Magdalena und Tol gepackt und wieder alles im Auto verstaut, erst mal ab zum Supermarkt.

 

 

Und hier heißt es die Geschmäcker von fünf Travellern unter einen Hut zu bringen. Na das ist ein Spaß. Während einige eben an das günstige Travelleben gewöhnt sind, bevorzugen andere Saftspezialitäten die in etwa im doppelten Preisniveau liegen. Am Ende haben wir dann doch einen Weg gefunden und verteilen alles auf die beiden Autos. Mein Bett bleibt ausgeklappt…warum hab ich nochmal das zweiteilige Bett gebaut, dass man den Rücksitz weiterhin nutzen kann? Ach ja…weil ich dann doch die Bequemlichkeiten gewinnen ließ und mich für nur eine Mitfahrerin entschied. Sabine ist mein Copilot und im 4WD von Ivon und Will fährt Nick als dritter Mann mit und so machen wir uns auf nach Derby. 

Prison Tree
Prison Tree

 

Schon auf der Strecke haben wir uns geteilt, um noch Sabines Sachen aufzusammeln und so halten wir beide schon am Abend an diesem berühmten Baum. Ja hier in Derby 220km von Broome steht der berühmte Prison Tree - Gefängnis Baum… deshalb so genannt weil damals 1890 dieser hohle Baum mit 14 Meter Umfang als Gefängnis für Aboriginals auf dem Weg zu ihrer Verurteilung in Derby herhielt. Dieses Teil ist wirklich monströs und ja es ist ein BOAB Baum…einer von der Sorte den ich in Perth im Park bestaunt hatte. Wie ein umgedreht mit den Wurzeln zur Decke eingepflanzter Baum sieht er aus. Ein paar Fotos und  weiter nach Derby.

Hier treffen wir auch wieder die anderen und suchen nach einem Campingplatz. Auf dem Weg zu unserem Stellplatz kann ich meinen Augen kaum trauen. Wahnsinn! Was ist das nur für eine geiiiile rote Sonne da am Himmel! Und auch wieder „fast“ über Wasser. Diesmal sieht man das Land auf der anderen Seite. Wir haben noch einmal einen Meerszipfel gen Westen. So schnell und da ist sie auch schon weg. Wir bauen unser Nachlager auf und bewegen uns zur Küche. Heute wird’s zum Abschied von der Zivilisation nochmal richtige edel. Wir haben Pasta mit Garnelen. Oh Gooooott ist das lecker! Wir essen gemeinsam und lernen uns etwas kennen.

Morgen dann also richtig… ganz weg von der Zivilisation… ganz auf die Dirtroad für die nächsten fünf Tage.

Jetty in Derby
Jetty in Derby

Am Mittwochmorgen halten wir am Jetty – Bootsanlegesteg. Das ist natürlich auch nicht irgendeiner, sondern der höchste Steg bei Ebbe in Australien und zweithöchste in der südlichen Hemisphäre. Hier geht’s aber auch ganz schön tief runter. Als wir den Weg entlang spazieren erzählt mir Sabine, dass sie hier mit dem Boot angelegt hat. Sabine hatte nämlich ein paar außergewöhnliche Jobs auf ihrer Reise durch Australien. Oben am Cape York, dem nördlichsten Punkt, zum Beispiel und auch auf nem Boot für zwei Wochen Touren die Kimberlyküste entlang und sich um die Urlauber und das Boot kümmern. Und dabei haben sie hier in Derby Halt gemacht. Ich glaube nach William Creek wäre der Job oben am Cape York auch okay gewesen. Auf einem Boot allerdings, ich bin mir nicht sicher ob ich so ein Boottyp wäre. Vielleicht hätte ich schiss über Board zu gehen (Kimberley heißt auch: die Krokodilregion des Nordens beginnt). Spannend wäre es allemal!

 

Wir fahren weiter zum Prison Tree und halten diesmal alle gemeinsam.

 

Voll getankt mit Wasser und Ersatzkanistern geht es Richtung rote Wüste. Die Landschaft verändert sich. Überall Boabtrees und dann der rote Staub. Die Teerstraße ist zu Ende nun startet das Dirtroadabenteuer der Gibb River Road. Was eigentlich ist diese „Gibb“? Die Gibb gibt es seit etwa 1960. Damals bekannt als „beef road“. Nämlich um das Vieh in der entlegenen Kimberley Region hier einsammeln zu können. Zuerst nur südlich und zwei Jahre später entstand dann auch der nördliche Teil (man könnte auch west/östlich sagen).

 

Jetzt in der Trockenzeit kann man hier noch passieren…da wir aber schon haarscharf an der Regenzeit kratzen und damit das Ende der Trockenzeit ist, können wir uns auf ein paar schönen Waschbrettpisten gefasst werden. Waschbrettpisten oder corrugated road…bedeutet die Wellenbildung der Dirtroad nachdem sie eine Weile befahren wurde. Im Auto fühlt sich das dann an wie eine nicht endenwollende Vibration. In der Regenzeit sind Teile der Gibb unpassierbar, da sie überschwemmt sind. Außerdem wird auf Grund der Straßenverhältnisse von Schotter, Sand und ein paar asphaltierten Stellen empfohlen mindestens zwei Ersatzreifen dabei zu haben. Die Steine auf der Gibb sollen auch nochmal extra picky/pointy also spitz sein…um so noch schneller in deinen Reifen zu gelangen. 660 km bis zum anderen Ende. Und ab November offizielle Regenzeit. Auf ins Abenteuer. Übrigens …keiner von uns hat ZWEI Ersatzreifen dabei… wir sind zuversichtlich, dass wir es je mit einem schaffen.

 

Nach diversen Empfehlungen aller möglichen Kontakte hab ich mich dazu entschieden den Reifendruck nicht abzulassen. Will dagegen hält bei Beginn der Dirtroad und reduziert. Zwei Senarios. Ist der Reifen zu prall gefüllt, haben die spitzen Steine leichtes Spiel den Reifen zum Platzen zu bringen…Prinzip Luftballon. Ist der Reifen zu lasch – um mehr Stabilität durch mehr Oberfläche zur Erreichen (Sandfahren) – kann es zum einen sein, dass der Reifen zu heiß wird (mehr Oberfläche, mehr Kontakt zum heißen Boden) was allerdings ehr auf Asphaltstraßen zutrifft. Und  zum anderen, dass die zu beiden Seiten des Profils, die glatten Oberflächen des Reifens, sich zu sehr zur Seite pressen und dadurch leichtes Ziel für spitze Steine sind, die diese dann seitlich erwischen. Alles in Allem hat uns unser Campingplatzbesitzer berichtet, dass wohl 90% der Platten auf der Gibb nur wegen überhöhter Geschwindigkeit passieren. Wir werden uns also Zeit nehmen.

Sabina und Sabine auf zur Gibb River Road
Sabina und Sabine auf zur Gibb River Road


Wir fahren unser erstes Ziel an. Die Straße ändert sich von rotem Staub allmählich zu Schotterstraße… am Windjana Gorge vorbei und sehen in der Ferne schwarze Rauchschwaden am Himmel…na toll… Buschbrand fehlt ja gerade noch. Als wir schließlich den Tunnel Creek erreichen kann man es nicht mehr zu leugnen…es riecht kräftig verbrannt. Allerdings kommt uns ein Ranger entgegen und gibt Entwarnung keine Angst, es besteht keine Gefahr. Na das glauben wir dann wohl mal. Es ist natürlich wieder ziemlich heiß… wir packen unsere Taschenlampen und laufen los. Ja was wird es wohl heißen „Tunnel Creek“? Wir kraxeln über meterhohe Felsen in die Höhle und schalten unsere Taschenlampen an. Jap, das ist ein Tunnel und wir spazieren da jetzt durch den Sand. Das hier kann in der Regenzeit nämlich zum deckenhohem Strom werden und deswegen ist auch der Untergrund …Sand. Na toll. Der klebt auch so schön zwischen den Zehen… ja ich hab Sandalen an… hier muss man nämlich auch noch das ein oder andere Mal durch die letzten übrig gebliebenen Pfützen warten. ABER!!! BITTE immer den Lichtschein aufs Wasser! Eine Reisegruppe ist vor uns, und so können wir ein paar Infos aufschnappen. Schnappen! Genau, da ist es! Mein ERSTES FREILEBENDES KROKODIL (Leopold die gibt’s hier tatsächlich). Aber keine Angst. Das sind nur kleine. Klein und schmal. Schmale, spitze Schnauze und nur bis zu drei Meter lang. Diese Länge scheint hier allerdings ehr selten vorzukommen. Wir brauchen nicht nervös zu sein, hier sind nur einzelne „freshies“(freshwater crocodile – Süßwasserkrokodile). Wir laufen also langsam an ihnen vorbei und sind besonders aufmerksam…niemandem im Wasser versehentlich auf die Schnauze zu treten. Am Ende des Tunnels scheint es wie ein saftiges grünes Paradise. Der kleine Bach kämpft sich seinen Weg durch Gras und Baumlandschaft. Wir kehren wieder um und kraxeln wieder die Felsen hoch zum Ausgang.

 

Es geht zum Nachtlager. Windjana Gorge an dem wir schon vorhin vorbeigefahren sind. Das sind nur 35 km. Da sind wir sicher schnell. Dachten wir uns so...

 

Die anderen fahren voraus und wir schön langsam und genügsam hinterher. Sie sind schon eine Weile aus unserer Sicht, Sabine und ich schnacken gemütlich vor uns hin. Und da plötzlich, sehen wir wie ein weißes Auto vor uns aufm der Schotterstraße steht. Wie, ECHT!? Jetzt schon? Da hat es Ivon womöglich etwas zu eilig gehabt. Die Straße erscheint ja auch gut, man wird sehr schnell hingerissen schneller zu fahren, als man sich das eigentlich vorgenommen hat. Ich muss mich tatsächlich auch dazu zwingen. Nun ja, da ist es also passiert. Ein halber Tag auf der Gibb und der erste geplatzte Reifen. Die hintere Beifahrerseite hat es erwischt. Na dann also mal auf zum Reifenwechseln. Wir haben ja auch zwei Jungs dabei (um hier mal wieder ein paar Stereotypen mit reinspielen zu lassen). Wird schon. Ich meine, klar, was bleibt uns auch anderes übrig :) . Der Reisebus kommt vorbei und fragt ob wir evtl Hilfe brauchen. Nein, nein wir schaffen das schon. Also Wagenheben raus und los. Nun ja, Allradfahrzeuge und vor allem meine Goldie, haben ja extrem große Reifen aufgesetzt…und manchmal ...werden dann die Wagenheber nicht angepasst. Das heißt also...Du willst dein Auto, das doppelt so hochliegt, wie ein normales, mit einem normalhohen Wagenheber hochwuchten. Das könnte sich in manchen Fällen, wie in unserem hier, etwas schwieriger gestalten. Was also tun.

 

Ein Glück, dass hier outbackerfahrene und einfallsreiche Leute unterwegs sind. Wir suchen also die Umgebung nach flachen Steine ab, die wir unterlegen können und auch mein Wagenheber wird herausgekramt. Ein Ranger hält und fragt, ob er uns helfen kann und überlässt uns ein Brett zum Unterlegen. Und dann geht es los. Alles runterstopfen was geht und Wagenheber drauf und hoch... daneben alles Mögliche runtergestopft und den zweiten Wagenheber drauf gesetzt. Und dann abwechselt nach oben und weiter was unter den jeweils anderen drunter quetschen. Es dauert eine Weile...vor allem weil auch ich nicht genau weiß wo mein Zeug ist. Ich bin mir sicher, ich hab den Hebel für meinen Wagenheber. Aber... WO? Ich kann ihn ums verrecken nicht finden...und so bobbeln wir mit nem Schraubenzieher rum um das Ding hochzubringen. Wir kämpfen also ganz klar mit erschwerten Bedingungen! Schließlich haben wir das Auto aber oben und können den Reifen abmontieren. Holla der ist mal wunderschön zerrissen und Ivon stellt sich halb Stolz grinsend daneben hihi. Klar was auch sonst. Wir wussten ja was auf uns zukommt und das macht ja das Abenteuer auch schließlich aus. Nun also zur nächsten Herausforderung... bringe den Ersatzreifen unter dem Auto lose um ihn zu montieren. Aber... WIE? Die Halterung scheint vollkommen verrostet und wir drehen und wackeln und nichts tut sich. Wie ist die Konstruktion eigentlich gedacht? Erst mal alles nachgehen und logisches Denken anstrengen. Ja der Reifen ist jetzt endlich lose...ABER ... wie bekommen wir ihn von der Kette? Was soll ich sagen...die Mädels erkennen die Lösung und nach einigem Kraftaufwand und Instruktionen haben wir ihn eeeeendlich unten. Nun also finally zur eigentlichen Arbeit. Die geht dann auch ganz schnell...im Vergleich.


Die Sonne geht schon unter und wir fahren schließlich in der Dämmerung die letzten Kilometer zum Windjana Gorge. Das Nachlager können wir auch später noch aufschlagen, jetzt noch schnell zum Highlight der Dämmerung. Wir laufen mit Taschenlampen bewaffnet zum Gorge und tatsächlich wie beschrieben und gehört...Unmengen an Fledermäusen...äh nein...Flughunden. Sie kreisen ihre Bahnen durch den Gorge hoch, runter...und sie versuchen tatsächlich immer einen kleinen Schluck aus dem Tümpel zu nehmen... uuund tatsächlich ...man hört es schnappen. Was wird das wohl sein? Dutzende von Süßwasserkrokodilen versuchen den richtigen Moment abzupassen und einen der Flughunde zum Dinner zu verspeisen. Da stehen wir also im wenigen Licht, dass da noch übrig ist und leuchten mit der Taschenlampe über den Tümpel >wie empfohlen< und sehen üüüüberall rote Augenpaare im Wasser auf den richtigen Moment warten. Okay, man versteht nun auch die Warnschilder die hier herumstehen. Wir werden vorm Baden gewarnt. Süßwasserkrokodile sind zwar wesentlich ...freundlicher als ihre großen Brüder, aber... in der Gruppe ...muss man sie ja dann doch nicht herausfordern. Bilder zeigen was passieren kann wenn man hier doch unbedacht ins Kühle Wasser geht. Ne, ich mag dann doch keine Krallenkratzer dieser Gefährten. Wir laufen zurück zu den Autos und bereiten wieder unser Nachlager auf und sitzten noch einige Stunden zusammen die Natur genießen ...und vor allem diesen wunderschönen Sternenhimmel.


Am nächsten Morgen stehen wir schon um 6Uhr auf, es ist einfach schon zu warm im Auto. Nach dem Frühstück laufen wir nochmal durch den Gorge, es ist unheimlich heiß…um 8.30Uhr, na herzlichen Dank…und dann kann man das kühle Nass vor der Nase nicht nutzen. Wir folgen dem Flusslauf eine Weile durch den heißen Sand und kehren dann zum Auto um.

 

Weiter geht die wilde Fahrt. Jetzt aber wahrscheinlich etwas vorsichtiger. Man versucht auch tatsächlich auf die Straße zu achten und spitz aussehenden Steinen auszuweichen… das ist natürlich gerade bei der Hitze nochmal mehr ermüdend. 130km später erreichen wir den Imintji Store und gönnen uns was Kühles. Will erkundigt sich nach einem neuen Reifen, aber hier haben sie leider keine. Die nächste Möglichkeit ist 50 km weiter. Wir sind vor ein paar km an der Abzweigung zum Bell Gorge vorbei gekommen. Eine der von allen Seiten gelobten Must Dos der Gibb. Die Verkäuferin sagt uns, sie würde die Nebenstraße nicht ohne Ersatzreifen machen. Was also nun tun. Wir wollen unbedingt Bell Gorge sehen. Der Reifen ist allerdings ein wichtiges Argument. Etwas widerwillig folgen Sabine und ich den anderen zum 50km entfernten „Reifenhandel“. 50 km auf der Strecke ist kein Zuckerschlecken. 50 km hin, werden wir die auch tatsächlich wieder zurückfahren? Angekommen am Reifenhandel. Ich nehme an, man kann sich vorstellen wie so etwas im Outback aussieht… ein einfaches Wohnhaus… die Toilette in einer Art Aussichtsturmkonstruktion einige Meter daneben und eine Bretterbude mit allerhand verschieden großen Reifen. Während sich um den Ersatzreifen gekümmert wird, können wir in einem Fotoalbum blättern und uns ansehen, wie man sich hier während der Regenzeit mit dem Boot anstatt dem Auto fortbewegt. Andere Möglichkeiten gibt es nicht. Wirklich interessant zu sehen. Das könnte dann auch die Toilettenkonstruktion erklären und die Anhöhe auf der das sehr offen erscheinende Haus sitzt. Der Verkäufer lässt sich etwas abfällig über Goldies Reifen aus und doch bin ich ihm dankbar. Denn er erzählt uns, dass man Bell Gorge auf jeden Fall gesehen haben muss, wenn man auf der Gibb ist und überzeugt somit auch unsere Kollegen im anderen Auto zurückzufahren. Es geht also Rückwärts. Die Nebenstraße zu Bell Gorge scheint tatsächlich etwas rauer zu sein. Mittlerweile ist es recht spät und so entscheiden wir uns erst zum Campingplatz zu fahren und dann morgen Bell Gorge zu erkunden.

 

Am nächsten Morgen fahren wir also noch die restlichen Meter und dann dürfen wir noch einen Fußmarsch und eine Kletterpartie hinlegen und wir sind da. Alle sind vorbereitet für das BESTE. Und biiiiiiooong rein ins Wasser. Ab zum Wasserfall und die Hitze aus dem Körper schwinden lassen. Hier lässt sich so ein heißer Tag doch schon viel entspannter aushalten und da ist doch auch tatsächlich noch Wasser im Wasserfall, was will man also mehr. Nach ein paar Stunden allerdings kraxeln wir wieder nach oben und fahren zurück auf die Gibb.

 

Noch ein Stopp und wir laufen durch Gestrüpp zum Galvans Gorge. Naja, der Tümpel sieht nicht ganz so erfrischend aus wie der andere. Der Wasserfall ist trocken und so liegt hier ein stehendes Gewässer vor uns und nur Sabine kann dem kühlen Nass nicht wiederstehen, wir anderen behalten die Klamotten lieber an. Zurück am Auto haben wir Mittagessen…was man mal eben schnell mit offenem Auto zubereiten kann. Und wieder zurück auf die wilde Straße. Der Untergrund verändert sich immer wieder von rotem Staub zu Schotterpiste…erst in rot dann in grau…plötzlich wieder ehr sandig. Und immer schön auf die spitzen Steine konzentrieren.

 

Und da liegt das nächste Roadhouse vor uns Mt Barnett. Hier muss man für den Campingplatz etwas mehr locker machen, als für die National Park eigenen. Aber es soll sich ja lohnen. Und so fahren wir weiter auf den Campingplatz, es dauert eine ganze Weile bis wir uns schließlich für einen geeigneten Platz einigen können. Der Himmel färbt sich bereits rosa und wir laufen über die glühend heißen Sand nach unten zum Fluss. Es ist das Paradies im Outback der Kimberleys! Sandstrand zu beiden Seiten, eine Art Insel auf einem Felsen in der Mitte des Flusses, ein Boot an einer Schnur, um trocken von einem Ufer zum anderen zu gelangen und dieses wunderschöne Waaaasser! Auf die Plätze fertig…und alle sind drin. Schön herumplanschen und den Sonnenuntergang genießen… So lange meine Haut unter Wasser ist, dürfen mich auch die Moskitos nicht attackieren :P Wir genießen gemeinsam das Abendessen und sitzen noch lange im Dunkeln nur die Sternendecke über uns. So viele wunderschöne Orte muss man erst mal verarbeiten und so krabble ich schließlich in mein Autobettchen, während ich die anderen draußen noch philosophieren höre.


Samstag früh packen wir wieder alles zusammen. Zugegeben… so ab und zu könnte man schon mal zwei Nächte bleiben um den Auspack-Einpackstress etwas zu entspannen, aber das ergibt sich nun mal nicht einfach so. Es ist der 25. Oktober, wir müssen uns ranhalten. Es geht wieder runter zum Fluss und heute sind wir nicht allein. Eine Gruppe Aboriginalkinder tobt wild im Wasser und dabei scheint es, als könne nicht jedes von ihnen schwimmen. Sie sind so nett und lassen sich die Chance nicht entgehen, uns mit dem Boot auf die andere Seite zu bringen bzw. unsere Habseligkeiten…wir schwimmen so halb daneben mit. Es ist ein wildes Geschrei und einige testen ihre Englischkenntnisse an uns. Auf der anderen Seite angekommen machen wir uns auf den Weg…gerade noch nass aus dem Wasser geaalt, sind wir nur fünf Minuten später schonwieder trocken und die Sonne brennt unerbittlich auf uns nieder. Kein Schatten in Sicht. Wir laufen über weites freies Land auf Steinplatten. Die heißen Steine brennen also auch von unten auf uns hoch. Man kann gar nicht genug Wasser einpacken. Und nicht nur ich bin froh als wir nach einer Stunde endlich Wasser vor uns sehen. Das kurze Stück ins Wasser auf dem heißen Sand kann einem ganz schön zum Hopsen bringen. Was für ein wohl verdientes Bad. Und gut, dass man sich so am Ende der Trockensaison nicht mehr über Krokodile den Kopf zerbrechen muss. Die wären schon längst gesichtet worden und Warnschilder aufgestellt. Wir klettern weiter und kommen zu einem etwas höher gelegen Pool… das Wasser ist sooo klar und man kann zum Boden sehen, daher erkennt man auch die verschiedenen Tiefen die hier unter uns liegen. Wir treffen noch ein paar andere Traveller und tauschen Tipps und Erlebnisse aus bis wir uns zwei Stunden später wieder auf den Rückweg machen…in der brachialen Mittagssonne also. So…das waren also schon die meisten unserer Gorgeziele an der Gibb River Road.


Wir haben etwa die Mitte der Strecke erreicht und mitgenommen was geht. Die kleineren haben wir ausgelassen, da wir damit rechnen mussten, dass diese alle trocken sind und sich der Aufwand so nicht lohnt. Aber jetzt… jetzt heißt es fahren … das kann lustig werden. Aber das wollten wir ja so, viele machen die Westseite, kehren um und fahren dann die Schleife auf dem Highway, um noch mehr Sehenswürdigkeiten zu sehen, auch weil die Ostseite der Gibb River Road in schlechterem Zustand sein soll als der Rest. Mehr Wellen mehr spitze Steine…mehr roter, endloser Sand in heiße Outbacksonne. Los geht’s es liegen einige Stunden vor uns bis zum Nachtlager.


Noch einmal den doppelten Spritpreis wie normal in Australien gezahlt – Outback hat seine Extrakosten – und wir verlassen Mount Barnett. Sabine und ich vertreiben uns die Zeit mit allerhand Geschichten und Musik. Wir sehen die Staubwolke der anderen weit vor uns…wer will schon direkt im Dunst anderer fahren, das würde nur alles im Auto landen…tut es übrigens eh schon. Da die Klimaanlage so sinnlos ist, sind die Fenster immer offen und bringen auch relative unbemerkt jede Menge rote Farbe ins Innere…das merk ich dann erst abends beim Schlafengehen. Die Sonne steht schon relativ tief. Es geht rauf und runter und wir genießen die Umgebung… als … da dieses plötzliche Rattern ertönt und ich schlagartig in die Eisen steige. Sabine und ich sehen uns an … Na toll, wir sind doch noch dran. Und dass obwohl wirs morgen schon geschafft hätten. Es hilft nichts. Die anderen haben kein Funkgerät an Bord, das würde jetzt natürlich „handy“ kommen… denn sie sind schon einige Zeit aus unserem Blickfeld verschwunden. Und dann auch noch ausgerechnet bergaufwärts stehen wir hier so mitten bei Sonnenuntergang auf der Gibb.


Wir steigen aus und sind ziemlich beeindruckt von dem Werk. Wow…wie ging das denn… Naja der Riss könnte darauf hindeuten, dass wir zu wenig Druck auf den Reifen haben...aber…ich hab doch gar keinen Druck abgelassen *Kopfkratz*, und ran an die Buletten. Mittlerweile hab ich auch zum Glück den zweiten Teil meines Wagenhebers gefunden. Geröll unter die Vorderreifen, dass meine kleine Tonne nicht über uns rollt, Wagenheber unter die Hinterachse (Beifahrerseite diesmal) und Radmuttern lösen. Mit ein bisschen Gehopse ist das auch geschafft… Gut, dass ich vorher mal versucht hab die Radmuttern am Ersatzreifen zu lockern…das klappt ja ganz gut. Die Musik leistet uns Gesellschaft, während sich unsere Freundin Sonne langsam verabschiedet. Da kommt auch das weiße Auto angefahren. Das hat doch schon einige Zeit gedauert bis sie gemerkt haben, dass der goldige Schatten nicht mehr im Rückspiegel war. Sie steigen aus und fragen wie sie helfen können…Sabine und ich sehen uns an mit unseren vor Kraft strotzenden Gesichtern, naja…wir sind ja so gut wie fertig. Nur der kaputte Reifen wieder raufgeschraubt und etwas mehr Luft auf den Reifen, alles wieder eingepackt und weiter geht’s. Na da hat die Girlpower doch wieder eingeschlagen. Ein bisschen Stolz bin ich da schon, aber mit Sabine kann da auch gar nichts schief gehen. Sie ist immer zur Stelle und packt sofort mit an, wenn nötig und Einfälle hat sie sowieso sofort. Eine ziemlich taffe Lady, die mich da begleitet. Na gut noch die letzten 15 km zum Nachtlager und auch dieser Tag neigt sich dem Ende.

Der letzte Sonnenaufgang auf der Gibb
Der letzte Sonnenaufgang auf der Gibb


Es ist 5.10 Uhr als die Sonne mir durch die Windschutzscheibe entgegen spitzt. Und bald ist auch schon reges Treiben im Lager, also doch aufgestanden. Noch ein paar Stunden Fahrt liegen vor uns, um 7 sitzen wir wieder in unseren Sätteln. Schon ein bisschen komisch, ich fahr seit gestern auf einmal wie auf rohen Eiern. Jetzt darf bitte nichts mehr passieren…ich hab doch nur einen Ersatzreifen. Aber alles geht gut. Schon ein paar Mal auf unserem Weg sind wir durch ein paar „Pfützen“ gefahren, viel ist ja leider zu dieser Zeit nicht mehr übrig. Immer mit vollem Karacho und Genuss! Wir stehen da auf diesem Aussichtpunkt und überblicken die Ostkimberlys und da zu unseren Füßen schlängelt sich ein breiter Fluss durch die Landschaft…und so wie es aussieht… die Straße direkt durch. Mh okay. Das sieht anderes aus. Nichts mit aussteigen und ablaufen…hier könnten dann doch ein paar großkalibrige Krokodile lauern. Also…bitte in einem Ruck durch. So breit wie er von oben aussah, ist er dann aber doch nicht und wir erreichen das andere Ufer sicher :) Das könnte allerdings in nur wenigen Wochen schon ganz anders aussehen. Wir haben ein, zweimal ein paar Regentropfen abbekommen… nur ein paar Minuten… aber eins ist sicher… die Wetseason ist auf dem Weg. Naja wer jetzt unterwegs ist, weiß, dass es die „silly season“ ist (Saison der Deppen…nur Deppen und Deutschen sind bei der Hitze auf Erkundungstour).


Und endlich haben wir noch das letzte Ziel unserer Gibb River Route erreicht. Vorbei an den Thermalquellen, da halten wir später, und weiter zur Station um uns anzumelden. Puh geschafft. Sonntagmittag und bereit fürs Entspannen. Wir steigen aus und laufen zum Restaurant… Hier packen alle. Oh oh… Ein paar Ranger Autos fahren an uns vorbei. Im Restaurant werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass jetzt geschlossen wird. Um 12 Uhr wird das Tor an der Straße mit einer Kette für die Wetseason geschlossen…und wenn man nicht rauskommt und Ranger extra anfahren müssen, zahlt man schön. Na super. Wir haben eine viertel Stunde um den Holperweg und durch den Bach wieder vorbei an der Thermalquellen zum Ausgang zu gelangen, um nicht eingesperrt zu werden. So viel zur Entspannung…zurück auf die Pferde und raus. Auf einmal sind recht viele auf der Schotterpiste unterwegs, schaffen wirs? Was für ein Mist aber auch. Da waren wir froh, das El Questro noch offen ist, weil auch in Derby im Infozentrum niemand wusste, wann sie schließen und dann so knapp vorbei. Wir schaffen es natürlich und schauen den Rangern zu, als sie nach uns das Tor abschließen. Will pumpt die Reifen wieder auf und wir fahren weiter. Von hier aus ist es wieder geteert.


Und das große Abenteuer geht zu Ende. Stopp, da ist noch Emma Gorge. Aber auch der wurde gerade vor unserer Nase abgesperrt. Das wars also. Fünf Tage auf der Schotter und Sandpiste der Gibb River Road und 900km (inkl. der Nebenstraßen seit Derby) später erreichen wir die Abzweigung, die zurück in die Zivilisation führt. Fünf Tage voller Abenteuer, atemberaubender Gorges, Wildnis und Hitze liegen hinter uns. Es war anstrengend und wunderschön, ich glaube keiner von uns würde es missen wollen. Und jetzt, auf zu neuen Abenteuern!

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