First steps in New Zealand

 

Es ist kurz vor Mitternacht als ich am 17. Februar 2015 in Christchurch lande. Einen neuen Stempel im Ausweis gesammelt und mit dem Shuttle zum Hostel. Erst mal Schlummern und am nächsten Tag ist Organisatorisches angesagt. Neues Bankkonto, Steuernummer und ne Handykarte… das scheint allerdings nicht so einfach. Ich hab alle Anbieter verglichen… nur wo gibt's die jetzt? In Australien gibt’s die an jeder Tanke… hier scheinbar nicht… als ich das kurz erwähne, wird mir entgegengebracht dann doch vielleicht zurück zu gehen… ups. Abends geht’s zu meinem ersten Couchsurfertreffen. Couchsurfen, das hab ich ja schon ausprobiert, aber Treffen… na mal sehn. Einfach mal in ner Kneipe mit wildfremden Menschen treffen und quatschen. Es wird tatsächlich ein lustiger und überraschender Abend. Ich lerne Camille aus Frankreich und Tobias aus England kennen. Auch Fabio und Dianne aus Brasilien, Pascal aus Frankreich und auch ein paar Ansässige, Kiwis, haben sich eingefunden. James kommt aus Christchurch und Aaron ist ursprünglich von hier aber lebt jetzt eigentlich in Melbourne. Der Abend fliegt nur so dahin und immer wieder kommen und gehen Leute. Camille, Tobias und ich haben die Idee doch zusammen ein Stückchen zu Reisen. Da bin ich auf jeden Fall dabei… allerdings die Zeit… eine Dauer von vier Wochen will ich noch nicht 100prozentig zusagen. Weiß ich doch aus Erfahrung in Australien… eine Woche ist okay… zwei grenzwertig aber drei … da könnten dann doch die Nerven zum Bersten gespannt sein, weil man einfach immer aufeinander hockt. Nun gut, wir werden uns schon noch einig. Mit neuen Telefonnummern und vielen neuen Bekanntschaften geht mein erster Abend in Neuseeland zu Ende.

 

Am nächsten Tag seh' ich mich weiter um. Ein Zettel im Hostel verspricht eine kostenlose Standtour. Ich laufe also zum Cathedral Square und folge meinem Stadtführer für die nächsten zwei Stunden. So viele Infos und Hintergründe warum das hier so aussieht.

Ja. Christchurch hatte vor 4,5 Jahren und vor 4 Jahren ein Erdbeben… und doch scheint es so als wäre es erst wenige Monate her. Vieles liegt noch in Trümmern. Blockweise sieht man nur Parkplätze auf platt gedrücktem Geröll. Neuseeland hat nur 4,5 Mio Einwohner. Die Zerstörung des zweiten Bebens damals, hat das Bruttosozialprodukt um ein vielfaches überstiegen. Einige Versicherungen haben die Schäden bis heute noch immer nicht gezahlt. Nur noch wenige große Gebäude stehen. Alle anderen wurden demontiert. Die maximale Geschossanzahl wurde verringert, viele Menschen wollten auch garnicht mehr in mehrstöckigen Gebäuden arbeiten. Die Zukunft der Kathedrale ist bis heute noch immer ungewiss. Während die Kirche sie abreißen und neu errichten lassen möchte, protestiert die Bevölkerung und drängt auf eine Rundumreparatur. Das ist aber fast teurer, wie man hört… es wird zu Spenden aufgerufen… aber … wer spendet, wenn noch garnicht feststeht, dass sie wirklich wieder hergestellt wird. Ein Teufelskreis!

Christchurch zeigt neben all der vielen Zerstörung aber auch viele Hoffnungsfunken. So zum Beispiel die „Dance-o-mat“ auf einem der plattgewälzten Bereiche. Eine Tanzfläche mit Beleuchtung in allen Ecken und einer Diskokugel in der Mitte… und einer Waschmaschine… hier steckt man 2Dollar rein… das Licht geht an, die Kugel dreht sich und man kann sein Handy etc. anstecken. Fertig! Meine kleine eigene Disco :D Geile Idee. Wie man hört, wird dieses Angebot auch wahrgenommen. Wir kommen vorbei an der millionenteuren
Cardboard Cathedral – Karton Kathedrale. Faszinierend wie viel Geld für Dinge ausgegeben werden kann.

Dann kommen wir zu einem leeren Platz. Ein Schild steht davor. Das ist der Ort an dem vor 4 Jahren das … Gebäude stand. Bis zum Erdbeben am 22. Februar 2011. Das Gestell war wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. 115 Menschen, von den insgesamt 185 Toten beim Beben, sind hier ums Leben gekommen. Schräg gegenüber auf einem Gelände stehen Stühle, weiße Stühle, alle unterschiedlich, kein Stuhl gleicht dem anderen… 185… sinnbildlich für die 185 Verstorbenen. Christchurch trauert. Christchurch vergisst sie nicht. Und doch lässt es sich nicht unterkriegen. So sieht man im Kellergeschoss in einem der halb abgerissenen Gebäude, noch Stahlstreben heraushängend, Plastikentchen im vom Wasser vollgelaufenen Keller umhertuckern. Ein Schmunzeln legt sich über meine Lippen. Auch all die unzähligen Baustellenzäune haben bunte Bilder angebracht bekommen. Graffiti, professionelles Graffiti, ziert viele der kargen Hauswände. Nein, es scheint nicht als ob die Erdbeben Christchurch die Hoffnung genommen hätten.

Wir kommen an einer Straße vorbei, die scheint wie unverändert, die Regentstreet. Beeindruckende kleine Häuschen mit Cafés und Bars und kleinen Geschäften reihen sich hier. So hat die Stadt wohl mal ausgesehen. Eine Schande, dass ich nicht früher hier gewesen bin. Und Schwups, jemand ruft meinen Namen. Erst einen Tag in der Stadt und schon ... Oh Hi! Camille vom Couchsurfertreffen gestern läuft mir über den Weg und begleitet die Stadttour noch mit mir zu Ende. Anschließend laufen wir noch gemeinsam durch den Park und genießen die Sonne ein wenig. In der Mall in Riccarton bekomme ich dann auch endlich meine lang ersehnte Handykarte… So ist das, wenn die Innenstadt brach liegt, man muss in die Malls in den angrenzenden Stadtteilen um seine Einkäufe zu erledigen. Auf dem Heimweg zum Hostel komm ich noch ins Gespräch mit einer Schweizerin und sitze einfach mal ne halbe Stunde mit ihr auf ner Parkbank. Einfach so, haha. Puh was für ein Tag. 10km in Flipflops… ich bin geschafft.

 

 

Nachdem ich mit Camille unser weiteres Vorgehen zwecks gemeinsam Reisen abgesprochen hab, buche ich einen Shuttle für Morgen nach Akaroa. Am Freitag lerne ich Tobi kennen, er ist auch aus Deutschland und auf seiner langersehnten Weltreise. Schade, da kommt schon mein Shuttle, wir hätten uns sicher noch einige Stunden festquatschen können. Wie schnell das doch immer wieder geht Leute kennenzulernen!

 

Auf dem Weg nach Akaroa
Auf dem Weg nach Akaroa
Sonnenuntergang beim Leuchtturm in Akaroa
Sonnenuntergang beim Leuchtturm in Akaroa

 

Wow was für eine wahnsinnige Aussicht. Wenn auch das Zickzackfahren über die Berge nicht ganz den Vorlieben meines Magens entspricht. Unten angekommen wird sich erst mal umgesehen und Landschaft genossen. Ich laufe zum Leuchtturm und entspanne schließlich im Hostel. Am Samstag kommen Camille und Tobias und wir entdecken den Markt und noch ein wenig mehr. Tobias checkt im Hostel ein und ich darf mit Camille bei Freunden ihrer Cousine übernachten. Es ist der Wahnsinn. Sie heißen uns willkommen und fahren mit uns über die Halbinsel. Zeigen uns Maoribauten und Gedenkstätten, als plötzlich einer von einem gegenüberliegenden Megahaus rüber ruft. Bekannte von ihnen. Wir werden auf ein Glas Wein und Snacks eingeladen… sowas hat man noch nicht gesehen… das ist kein Haus mehr… das ist eine Villa. Wir schleichen mit weit geöffneten Mündern durch das Wohnzimmer auf den Balkon mit komplett geöffneter Fensterfront!!!! Fotos, Fotos, Fotos! Camille und ich kommen aus dem Staunen garnicht mehr heraus. Wir haben hier tatsächlich eine Party gestürmt… ups. Schließlich geht es zurück zu Lynns und Grahams Haus - die ham echte Kiwis im Garten - und wir haben nochmal ein richtiges Abendessen und viele Gesprächsthemen bevor wir uns schließlich in die Betten verziehen.

 

Am nächsten Morgen ist es soweit. Delfinschwimmen ist gebucht. Camille und ich fahren runter zum Hafen, quetschen uns in die Wetsuits und krabbeln aufs Boot. Die Landschaft ist wirklich unbeschreiblich beeindruckend… aber… Delfine mh… oh da… Schwups alle ins Wasser… und da warn sie wieder weg. Oh nein!!! Wir suchen weiter und weiter… aber es soll wohl einfach nicht sein. Ich habe einfach kein Glück mit Bootstouren…. Die Glassbottomboattour in Exmouth zum Schildkröten guggen hat ja auch nicht sollen sein. Schade. Naja zumindest bekommen wir 50% des Preises wieder… dafür, dass wir ja einen kurzen Moment welche sahen, hätte ich das bei einem deutschen Unternehmen nicht erwartet. Naja ein paar Seelöwen haben sich gesonnt und die Felsenlandschaft war ja schon alleine wert rauszufahren.

 

Wir treffen Tobias und fahren wieder zurück nach Christchurch. Ich geh zurück ins Hostel um noch meine zurückgelassenen Sachen aufzusammeln und werde dann von Fabio, dem Brasilianer vom Couchsurfertreffen abgeholt. Auch lustig. Er nimmt mich mit zu Freunden und übersetzt alles von Portugiesisch auf Englisch. Seine Bekannten, eine Familie und viele Freunde, waren heute Angeln und hatten wohl großen Erfolg. Deshalb gibt’s jetzt Fisch mit Reis. Super lecker! Kaum einer spricht Englisch. Alle scheinen hier her gekommen zu sein um beim Wiederaufbau der Stadt zu helfen. Die Baubranche zahlt gut, und viele kommen von Auswärts und werden gerne genommen. Mh Portugiesisch… hätte ich doch in Mosambik vor zwei Monaten nur ein bisschen mehr gelernt als „batata fritas e frango, salada“, dann könnte ich jetzt mehr als nur Pommes mit Hühnchen und Salat sagen, haha. Der totale Kulturschnupperkurs. Gemeinschaft scheint hier sehr wichtig zu sein. Es wird schließlich spät und wir fahren zu Fabio. Was für ein Glück, dass bei ihm gerade ein Zimmer im Haus frei ist und ich eine Nacht da bleiben kann! Hihi Supi.

 

 

Am nächsten Tag fährt mich Fabio in die Stadt und ich treffe mich mit Camille und Tobias. Und auch Nummer vier lerne ich jetzt kennen. Anna aus Tschechien. Wir kaufen ein und dann geht es Richtung Abenteuer! Na dann los geht’s!

 

 

Roadtrip Nummer eins in Neuseeland!

Flag Counter

Kommentar schreiben

Kommentare: 0