Ab in den Süden

Elli und Dani sind zwei aufgedrehte Italiener … und ja auch bei ihnen stimmt so ein bisschen das stereotype Denken… in Sachen Fahren zumindest. Wir unterhalten uns angeregt und Nelly erzählt wo sie herkommt. Ja die Welt ist so klein. Nelly ist tatsächlich aus Coburg, haha. Die drei sind auf dem Weg nach Te Anau und werden mich nur ein Stück mitnehmen. Aber vielleicht klappt es ja und wir sehen uns danach wieder. Milford Sound hab ich ja schon abgehakt ;) Ich steige also mit all meinem Krimskrams an der Kreuzung nach Te Anau aus und hoffe auf erneutes Glück. Ein älterer Herr ist auch so nett und nimmt mich mit. Scheint als wäre das hier doch eine ganz normales Sache mit dem Hitchhiken. Wobei… ein bisschen mulmig ist mir ja schon. Warum unterstellt man eigentlich älteren Männern immer schlechte Gedanken :P Er lässt mich in Winton raus und gibt mir noch Tipps was die besten Stellplätze für Hitchhiker sind… die Fahrer müssen einen weit sehen können und genug Zeit und Platz zum Halten haben. Guter Gedanke, darauf werden ich dann also die nächsten Male auch achten müssen. Ich warte nicht lange, es ist ein echt guter Platz wo er mich abgesetzt hat und zwei Damen zwischen 30-40 sammeln mich auf. Ganz verwirrt, dass ich alleine reise und hitchhike haben wir gute Gespräche. Sie fragen wo ich hin will in Invercargill und hören das erste Mal von Couchsurfen. Das ist ihnen wohl auch nicht ganz so geheuer. Obwohl mein Host etwas abgelegen von der Innenstadt wohnt, fahren sie mich tatsächlich bis vor die Haustür. Wow, die Leute sind wahnsinnig hilfsbereit. Eine der beiden drückt mir beim Abschied noch ihre Visitenkarte mit Handynummer in die Hand. Ich solle mich melden, sollte was schief gehen. Der Wahnsinn. Noch ganz mitgenommen von so viel Freundlichkeit begrüßt mich Dawn mit ihren Kids. Erst mal gemütlich ankommen. Die Kids sind ganz wild auf Neuankömmlinge und durchaus an Couchsurfer gewöhnt. Ich bin auch nicht die Einzige. Kate und Glen zelten im Garten… Sie sind seit ein paar Wochen unterwegs und mit dem Fahrrad den ganzen Weg seit Auckland hierher gefahren… also einmal senkrecht nach unten über beide Inseln, Stock und Stein, Berg und Tal! Und alles mit Leichtgepäck, dass auch mal schnell wieder trocknen kann wenns regnet. Ohweih… echt Wahnsinn. So machen also Floridarianer (Kate und Glen) mit russischem Hintergrund Urlaub.

 

Nach einer ziemlich kühlen Nacht im Eckzimmer – mit zwei dünnen Wänden nach Außen… so richtig mit Isolierung und Heizung haben sies hier nicht so… „lohnt sich nicht für die 2-3 Monate Kälte“. Mh naja es ist Februar... also eigentlich noch Sommer. Würde sich vielleicht doch lohnen, Zentralheizung scheint es hier auch nicht zu geben… Glen hat Elijah etwas ausgefragt. Nach der frostigen Nacht mache ich mich also auf den Weg in die Stadt. Das Bussystem ist hier schon ganz schön gewöhnungsbedürftig. Im Sinne von, hab ich noch nie gesehen. Die Buse fahren hier immer nur im Kreis und es gibt nur 4 Linien in der ganzen Stadt. Man fährt also einmal im Kreis mit dem Bus und kommt hoffentlich an, hihi. Die Straßen sind hier echt ganz schön breit. Als hatten die beim Bau früher noch ganz schön große Pläne für Invercargill. Wenn man dann aber so verloren auf diesen weiten Straßen läuft… und hofft man erreicht die andere Straßenseite bevor das Auto da hinten am Horizont hier ist… scheint es doch etwas …verlassen. Ich sehe kaum Leute. Ich schau mir das Museum in der Stadt an und spaziere durch den Queenspark, wunderschön so ein Stückchen Grün mitten drin. Ich laufe den Heritage Trail entlang und entdecke noch das ein oder andere Neue. Eigentlich hatte ich noch überlegt nach Stewart Island zu fahren und nach Kiwis zu sehen… also, nicht die Früchte…sondern die flugschwachen Vögel ;) Habs mir dann aber doch anders überlegt. Zurück zuhause, verbringen wir noch einen schönen Abend in großer Gemeinschaft und dann ist es auch schon wieder vorbei.

 

Ich bin immer noch mit den anderen drei in Kontakt und die würden mich morgen in Gore aufsammeln. Da muss ich aber erst mal hinkommen. Also vollbepackt mit dem Bus möglichst an den Stadtrand und einen professionell gewählten Hitchhikerplatz anvisiert. Es dauert ein wenig und schwups… Wohoo da hält tatsächlich ein LKW vor mir. Mh warum eigentlich nicht. In Australien hab ich‘s ja auch genossen mal den höheren Aussichtsplatz zu haben (auf dem Weg nach Balladonia). Ich steige also ein und als er losfahren will, fragt mich der Fahrer „Du bist nicht Vegetarier oder?“ „Äh nein.“ Ups… aja… da ist wohl Frischfleisch geladen. Alles klar und los geht’s nach Gore. Den anderen nochmal bestätigen ich bin auf dem Weg und ab das Ding. Wir treffen uns in der Bibliothek und da gibt’s dann noch ein Foto der vollbepacken Bina. Wir fahren los in die Catlins. Am Waipapa Point (der letzte Leuchtturm der in Neuseeland aus Holz gebaut wurde - 1884) beobachten wir die Seelöwen – und -elefanten, ganz schön riesige Teile sind das. Weiter zum Slope Point der südlichste Punkt vom Festland Neuseeland – auf der anderen Seite von dem Wasser kommt das Eis ;) Am Curio Bay sehen wir sie dann, die Pinguine wie sie am Ufer entlang spazieren. Wir übernachten heute im nahegelegenen Hostel in Owaka mit Gleichgesinnten und verbringen einen schönen Abend. Am Freitag geht’s dann ein Stückchen zurück. Wir fahren zum Cathedral Cave und müssen drauf achten, dass um 9.50 Uhr Ebbe ist. Anders ist das nämlich nicht zu erreichen. Es geht auch erst ein Stück durch den Dschungel, einen Trampelpfad abwärts, bevor wir den Strand erreichen und im „Käfig“ stehen. Ganz schön riesig, ausgewaschen hier, man kann einer hufeisenförmigen Höhle folgen… an einer Stelle dann auch stockfinster. Okay, genug kalte Füße im frostigen Nass, zurück nach oben und weiter geht’s zu den McLean Falls. Die andern sind ganz aufgeregt und klettern ein Stück weiter nach oben… aber irgendwie ist mir da heute nicht danach und ich mach von weiter unten nur die Fotografin ;)

 

Auf dem Weg nach Dunedin kommen wir Papatowai vorbei … und hier ist der lost Gypsy. Ein Grundstück mit ganz vielen abgefahrenen Skulpturen und umgebautem Allerlei. Der Gypsy Wohnwagen ist auch voll davon. Oh ja, da kann die Bina sich wohlfühlen :D >> vor allem in ihren bunten Hippiehose hehe. Schließlich angekommen in Dunedin, fahren wir noch gemeinsam zur steilsten Straße der Welt – laut Guinness Buch! Wow die hat‘s echt in sich! Wir machen ein paar Kamerafaxen und laufen hoch und runter… ich bin nicht sicher ob jedes Auto diese Straßen bezwingen kann ;) und wohnen hier hat‘s sicher auch was Außergewöhnliches. Damit ist dann unser gemeinsames Ziel erreicht. Wir verabschieden uns schonwieder voneinander und jeder geht seine eigenen Abenteuer weiter. Ich bin hier bei Sid couchsurfen und froh als ich endlich schlafen kann. Sid hat viel zu tun und kann mir kaum Gesellschaft leisten und so entdecke ich Dunedin für mich allein. Erst ein Kaffee im Museum, ein Rundgang in der Stadt zur Kathedrale – die wohl halb neumodisch und halb historisch ist – mal was anderes. Übrigens die einzige Kathedrale in Neuseeland die ein Steindach hat, alle anderen sind nur Holzgebälk. Nach einem kurzen Stopp im Infocenter, entscheide ich mich für den „Street-Art-Walk“ und entdecke in entlegenen, versteckten Ecken und auch mal ganz offen liegenden Hauswänden beeindruckende Graffitikunst. Was ich heute auch noch erlebe ist ein Protestmarsch – Protest gegen TPPA – Trans Pacific Partnership Agreement. Andere Länder gleiche Probleme. Erst vor 6 Wochen war ich noch in Berlin gegen unser Pendant auf der Straße – TTIP Transatlantic Trade and Investment Partnership (Transatlantisches Freihandelsabkommen). Und auch hier machen die Menschen auf die damit verbundenen Gefahren und aktuelle Missstände aufmerksam.

 

Am Sonntag zieh ich wieder weiter, Sid und ich sind wohl nicht ganz so warm miteinander geworden – ich war einfach wahnsinnig müde und nicht ganz in der Partystimmung die er sich erhofft hatte. Ich laufe also zum Treffpunkt mit meinem nächsten Lift und komme an der Knox Church vorbei. Und ja die Bina ist echt in ne Kirche am Sonntagvormittag gegangen. Es war ein Presbyterianischer Gottesdienst, eigentlich gar nicht sooo viel anders wie die bisher gewohnten. Was aber in meinem Kopf bleibt sind die kleinen Schnapsgläser voll Wein, die an die ganze Gemeinde ausgeteilt werden und man dann wenn sie leer sind, vor sich in einem Drahtgestell-Schnapshalter an der Vorderbank abstellen kann – und fluffiges Weißbrot dazu. Ich komme nach dem Gottesdienst auch noch mit einigen Gemeindemitgliedern ins Gespräch und auch sie sagen wir sind doch alle im Ursprung vereint und sie freuen sich, wenn sie Besucher haben um mit ihnen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten reden zu können. Das war doch jetzt noch ein warmer Abschluss und ich pack wieder meinen Rucksack (vorher im Vorraum in ner Ecke abgestellt) und gehe meine Wege. Gegen Mittag verlass ich dann mit einem französischen Couchsurfer Dunedin Richtung Nordwest.

 

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